Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom November, 2025 angezeigt.

Ein Hund im Tempel

  Ein Hund im Tempel – Sicherheitslücke oder Gotteszeichen? Zur theologisch-kulturellen Bedeutung eines Vorfalls im Arunachaleswarar-Tempel Ein Mann betritt den heiligen Tempel von Tiruvannamalai mit seinem Hund. Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Szene wirken mag – ein Pilger, ein Tier, ein Ort des Gebets – hat einen ganzen Behördenapparat aufgeschreckt: Polizei, Tempelverwaltung, Öffentlichkeit. Warum? Weil die Wirklichkeit in Indien, wie überall, mehrschichtig ist – politisch, rituell, symbolisch, spirituell. 1. Der sicherheitspolitische Reflex – und seine Berechtigung Zuerst: die Polizei. Sie ermittelt nicht, weil ein Hund ein Tempelritual verletzt hätte, sondern weil der Mann die mehrstufigen Sicherheitsbarrieren an einem der wichtigsten Wallfahrtsorte Südindiens durchbrach – unkontrolliert, unbeachtet, unregistriert. Ein solcher Vorfall öffnet Türen für ganz andere Szenarien: Was, wenn es morgen ein Attentäter ist? Gerade Tiruvannamalai, wo sich Pilger aus all...

Shiva und Jesus – Berührungen im Staub

Shiva und Jesus – Berührungen im Staub  In der Religionsgeschichte wird häufig Krishna mit Christus verglichen – mitunter allein wegen der klanglichen Nähe der Namen. Doch diese Verbindung ist oberflächlich: Die übliche Lichtgestalt, der liebenswürdige Retter, der in den Ritualwelten residiert. Eine tiefere Resonanz lässt sich hingegen zwischen Shiva und Jesus finden – im Staub der menschlichen Randgebiete. Beide agieren nicht aus Palästen, sondern zwischen Unberührbaren, zerrissenen Leben und dem Gestank der Marginalität. Ihre Göttlichkeit zeigt sich dort, wo sie den Boden des Alltäglichen berühren.    Der Ort des Geschehens Jesus begibt sich zu den Ausgegrenzten: Aussätzige, Zöllner, Ehebrecher, Besessene – Menschen, die gesellschaftlich „unclean“ und tabuisiert sind. Ein prägnantes Beispiel: In Matthäus 8,1–4 spricht ein Aussätziger: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Jesus streckt die Hand aus und berührt ihn – was nach dem jüdischen Reinheitsgesetz verbote...

The Shiva Temple of Tiruvannamalai, the Self in C. G. Jung, and the Western Sacred Church Architecture (German version also here at the end)

  The Shiva Temple of Tiruvannamalai, the Self in C. G. Jung, and the Western Sacred Church Architecture The temple is not a static mandala, but an embodied Self — and thus transcends Western notions of a central middle. The Self in Jung’s understanding is bodily, not to be misconstrued as purely spiritual: it unites instinct and intellect, body and mind, drives and sensual ecstasy. 1) The Temple of Arunachaleswarar The Arunachaleswarar Temple in Tiruvannamalai is regarded as one of the holiest Shiva temples in South India — a monumental complex infused with ritual symbolism, mythological depth, and architectural precision. Seen from above, it may at first resemble a mandala: concentric prakarams (circumambulatory corridors), four main gates in the cardinal directions, and a center housing the garbhagriha — the innermost sanctum with the lingam . A Nandi faces westward toward the shrine, while several halls, tanks, and subsidiary shrines form a seemingly balanced composition....